"Leben und Wohnen im Alter" - Diskussion mit Ulla Schmidt, MdB

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Angelika Glöckner und Ulla Schmidt, Vizepräsidentin des Bundestages und ehemalige Bundesgesundheitsministerin, luden am Dienstag, 15.11.2016 zur Diskussion nach Zweibrücken ein. Mit dem Leitsatz „Leben und Wohnen im Alter“ drehte sich die Veranstaltung um die vielschichtigen Themen: Pflege, altersgerechtes Wohnen und gesundes Altern.

Angelika Glöckner und Ulla Schmidt eröffneten die mit 120 Zuschauerinnen und Zuschauern sehr gut besuchte Veranstaltung. Beide betonten die Bedeutung des Politikfelds, das allen Menschen ein Altern in Würde ermöglichen soll. „Schon heute“, so Glöckner, „müssen wir uns mit tragfähigen und innovativen Wohnlösungen für ältere Menschen befassen, um für die kommenden Jahre, die noch einen verstärkten demografischen Wandel bringen werden, gerüstet zu sein.“ In diesem Zuge stellte die Abgeordnete das Bundesförderprogramm „Altersgerecht Umbauen“ vor, von dessen Fördergeldern auch Privatpersonen profitieren können, die ihr Wohnumfeld barrierefrei ausbauen.

Neben den Folgen der alternden Gesellschaft für Kommunen und Sozialkassen, ging die ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt auch auf die persönlichen Konsequenzen für jeden Einzelnen ein. Sie plädierte für mehr Barrierefreiheit, nicht nur im Wohungs(um)bau, sondern auch im öffentlichen Raum, wo es für die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen unerlässlich sei, die entsprechenden Angebote für Mobilität und wohnortnahe Versorgung zu schaffen.

Im Bereich der Pflege haben Bundesgesetze der aktuellen Legislaturperiode neue Weichen gestellt, wie beispielsweise die drei Pflegestärkungsgesetze, mit denen u.a. die oft kritisierte „Minutenpflege“ abgeschafft wurde, die feste Zeitkontingente für die Behandlung der Pflegebedürftigen vorsah. Ab 2017 wird es fünf Pflegegrade geben, die den Unterstützungsbedarf der Person möglichst umfassend erfassen sollen. Auch wurde der Anspruch jedes Einzelnen auf fachliche Beratung betont, für den Fall, dass man selbst oder etwa Familienangehörige pflegebedürftig werden.

Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich einer Diskussionsrunde mit zwei Praktikern aus der Pflege und dem Publikum. Für Andrea Schantz, Leiterin des AWO Seniorenheims am Rosengarten und Raphael Baumann, dem Leiter des Zweibrücker Wichern-Hauses, stand der Fachkräftemangel in den Pflegeberufen als Herausforderung an erster Stelle. Gute Pflege – egal ob im stationären oder im ambulanten Bereich – braucht genügend qualifizierte und zufriedene Pflegekräfte. Auszubildende zu finden und sie trotz der Anforderungen des Berufs bei der Stange zu halten, gestaltet sich für die Einrichtungen schwierig.

Ein erster Schritt, um die Pflegeberufe attraktiver zu gestalten, so Ulla Schmidt, sei mit der Reform der Pflegeausbildung auf den Weg gebracht, die zum 01.01.2018 greifen soll. In der neuen Pflegeausbildung werden die bisher getrennten Ausbildungsgänge in der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege vereinheitlicht. Ziel der Reform ist, Menschen aller Altersgruppen gut pflegen zu können: in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und ambulant – und somit auch den Pflegekräften mehr berufliche Perspektiven und Wahlmöglichkeiten zu eröffnen. Beide Abgeordneten plädierten darüber hinaus für Tariflöhne und bessere Entlohnung im Pflegebereich, um die Arbeit am Mitmenschen auch finanziell attraktiver zu gestalten.

Bei der anschließenden Publikumsdiskussion, brachten sich viele Zuhörerinnen und Zuhörer engagiert ein. Neben der Finanzierbarkeit des Pflege- und Gesundheitssystems und der besonders drastischen Überalterung in den ländlichen Gemeinden, kam auch die Schließung des Evangelischen Krankenhauses und der damit verbundene Verlust der Frauenheilkunde und Entbindungsstation zur Sprache.