Reisebericht: Griechenland

Internationales

Als Berichterstatterin für Menschenrechte innerhalb der EU bereiste ich die griechische Hauptstadt Athen vom 13. bis 15. September 2015.

Ziel der Reise war es, in Folge der Staatsschulden-Krise die aktuelle humanitäre Situation der Bevölkerung zu erfassen und mir ein Bild zu machen über die Auswirkungen der Flüchtlingssituation auf die griechische Bevölkerung wie auch auf die Flüchtlinge selbst. 

Mit dem ehemaligen Sozialminister Prof. Tassos Giannitsis erörterte ich eine von ihm vorgenommene Studie zur Auswirkung der Anpassungsprogramme auf die Bevölkerung. Insbesondere die mittleren Einkommen sind danach von den bisherigen Sparmaßnahmen betroffen. Neben den Rentnern, sind mehr und mehr auch junge und Menschen mittleren Alters von Armut bedroht. Die Zahl prekärer Arbeitsverhältnisse, sowie Schwarzarbeit nehmen in Griechenland zu.

Ich bin froh, dass mein  Wunsch mit Obdachlosen ganz persönlich ins Gespräch zu kommen ermöglicht wurde. Ich erkannte, dass Suppenküchen in manchen Teilen Athens für den täglichen Broterwerb unverzichtbar sind.

In einer ehrenamtlich geführten medizinischen Notversorgungsstelle traf ich auf eine immens große Hilfsbereitschaft vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer. Dank deren Einsatz werden Menschen, die aus dem Krankenversicherungssystem herausgefallen sind – und die Zahl der Betroffenen wächst – notärztlich versorgt. Vor allem für chronisch Kranke ist die Situation schwierig. Verschiedene Indikatoren, wie erhöhte Kindersterblichkeit, nachlassender Impfschutz und sinkende Lebenserwartung, deuten laut der Helfer darauf hin, dass sich die Gesundheitsversorgung in den letzten Jahren insgesamt verschlechtert hat.

Auch der Besuch in einer Flüchtlingsunterkunft hat mich sehr bewegt. Die Versorgungslage dieses Durchgangscamps ist nach meinem Eindruck gut strukturiert. Allerdings ist aufgrund des bevorstehenden Winters mit einer allgemeinen Verschlechterung zu rechnen. Ich habe insgesamt den Eindruck gewonnen, dass die Flüchtlinge vor Ort durch die Griechen, nach Kräften unterstützt werden. Jedoch habe ich von vielen Verantwortlichen und Experten, die ich vor Ort getroffen habe, gehört, dass die griechische Integrationspolitik voran gebracht werden muss.

Im Rahmen eines Arbeitsessens, war es mir außerdem möglich mich mit der früheren stellv. Ministerin für die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, Rania Antonopoulou, über Möglichkeiten und Wege für  Beschäftigungsprogramme auszutauschen.

Ich danke ganz herzlich den Vertretern der deutschen Botschaft für ihre Begleitung und Unterstützung, allen voran dem Botschafter Seiner Exzellenz, Herrn Dr. Peter Schoof. Mein Dank gilt auch den Mitarbeitern der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie den Gesprächspartnern aus Wissenschaft, Politik, Kirche und den Hilfsorganisationen für die vielen offenen Gespräche.