Nachruf Thomas Oppermann

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Am vergangenen Sonntag ist mein Parteikollege Thomas Oppermann im Alter von 66 Jahren viel zu früh von uns gegangen. Er war einer der renommiertesten und anerkanntesten Politiker den wir hatten. Die SPD und auch ich ganz persönlich werden ihn vermissen. Als ich 2013 in den Bundestag einzog, haben wir Thomas zu unserem Fraktionsvorsitzenden gewählt. Schon damals konnte er auf eine lange Karriere in der Politik zurückblicken. 15 Jahre im Niedersächsischen Landtag, Minister für Wissenschaft und Kultur in Niedersachsen und dann noch einmal 15 Jahre Mitglied des Deutschen Bundestages. Thomas liebte die Politik und verstand deren Regeln wie kein zweiter. Er führte häufig die Attacke gegen den politischen Gegner, wusste aber auch um die Bedeutung des Kompromisses. Denn als Pragmatiker war es ihm immer wichtig, die Situation der Menschen zu verbessern, anstatt sich auf Maximalforderungen zurückzuziehen.

Dass er die Gelegenheit beim Schopfe packen konnte, zeigte sich zum Beispiel in der Abstimmung über die gleichgeschlechtliche Ehe. Zusammen mit Martin Schulz organisierte er gegen den damaligen Koalitionspartner CDU/CSU eine Mehrheit im Bundestag, nachdem Angela Merkel in einem Interview kurz vorher die Abstimmung zu einer Gewissensentscheidung gemacht hatte. Ein Schachzug, den sich nur wenige getraut hätten.

In seiner letzten Funktion als Vizepräsident des Deutschen Bundestages trieb ihn der Zustand unserer Demokratie immer wieder um. Er mahnte vor der Spaltung der Gesellschaft und forderte die Bevölkerung auf, gegen die Feinde der Demokratie aufzustehen. Eine Forderung, der wir auch nach seinem Tod Folge leisten sollten.

Ich werde mich an Thomas als agilen Mann erinnern, der bis zum Ende voller Tatendrang war. Erst vor zwei Wochen habe ich mich noch mit ihm im Plenum unterhalten. Mit seinem plötzlichen Tod wird Thomas eine Lücke hinterlassen. Nicht nur im Bundestag und der Fraktion, sondern für die gesamte Sozialdemokratie und die Politik im Allgemeinen. Mit ihm verlieren wir einen leidenschaftlichen Demokraten, tollen Kollegen und liebenden Vater. Ich danke ihm für alles, war er für dieses Land getan hat. Seiner Familie spreche ich mein herzliches Beileid aus.