Themenabend "Roter Stuhl": Europäische Flüchtlingspolitik

Veranstaltungen

Am Dienstag, 14.4.2015 nahmen 25 Teilnehmer am „Roter Stuhl“-Themenabend zum Thema Flüchtlingspolitik teil. Nach Ramstein-Miesenbach eingeladen hatten Angelika Glöckner und der Unterbezirksvorsitzende Dr. Martin Lorenz, um die Veranstaltungsreihe neben der Stadt auch in den Landkreis Kaiserslautern zu tragen.

Mit den Referenten Gisela Fixemer-Reiland, von der Caritas, die gleichzeitig Geschäftsführerin des Netzwerkes Migration und Integration der Stadt und des Landkreises Kaiserslautern ist sowie Reinhold Regener und Britta Behr vom Jugendmigrationsdienst des Internationalen Bunds Kaiserslautern, saßen Experten am Tisch, die tagtäglich mit den Herausforderungen von Flucht und Asyl befasst sind.

Sie stellten heraus, dass für die Betreuung von Flüchtlingen Netzwerkarbeit ein zentraler Aspekt ist, um Institutionen und Akteure zu vernetzen und so Informationsaustausch und Wissensvermittlung zu ermöglichen. Besonders bei der dezentralen Unterbringung von Asylbewerbern, wie im Landkreis Kaiserslautern der Fall, stellt sich die Herausforderung, dass oft Beratungsangebote im ländlichen Raum fehlen und die Mobilität der Asylsuchenden eingeschränkt ist, da sie auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Angesichts steigender Flüchtlingszahlen gibt es ungleich mehr Bedarf an Beratungs- und Betreuungsangeboten, während der Personalstand der zuständigen Stellen seit Jahren stagniert.

Das Erlernen der deutschen Sprache nannten die Referenten als grundlegenden Schritt zur Integration, besonders auch für junge Asylsuchende, um die sich der Jugendmigrationsdienst kümmert. Damit Flüchtlinge entsprechend ihrer Qualifikation gefördert werden können, werden Sprachförderungsangebote für alle Altersstufen benötigt. Neben erlebten Traumata ist deren Situation auch häufig durch fehlende Zeugnisse und Ausbildungsnachweise erschwert. Betriebe mit Können und Geschick, statt mit Zeugnissen zu überzeugen, Jugendlichen mit anerkanntem Flüchtlingsstatus eine Ausbildung zu ermöglichen, ist eine der großen Herausforderungen.

Kritik aus dem Publikum, besonders von den ehrenamtlich für Flüchtlinge Engagierten, wurde besonders laut an der Dauer der Asylverfahren und der Dublin-III Verordnung der Europäischen Union, wonach Asylsuchende auch nach wochen- und monatelangem Aufenthalt in Deutschland noch in die jeweiligen Ersteinreiseländer zurückgeschickt werden können. Auch ein transparenteres Einwanderungsgesetz für Deutschland, wie es die SPD-Fraktion im Bundestag anstrebt, wurde gefordert.

Als die Referenten zum Abschluss gefragt wurden, was sie sich für die Zukunft der Flüchtlingspolitik wünschen würden, waren die Antworten eindeutig: Sprach- und Integrationskurse sollten geöffnet bzw. ausgebaut werden, für Asylsuchende deren Status (noch) nicht abschließend geklärt ist; jugendlichen Flüchtlingen sollte der Zugang zu Bildung und Ausbildung erleichtert werden und zuletzt sollte versucht werden, die Ängste und blockierenden Vorstellungen innerhalb der Bevölkerung durch aktive Aufklärungsarbeit und das Schaffen von Begegnungspunkten mit Flüchtlingen zu zerstreuen.

Das Thema Flucht und Asyl wird uns noch lange beschäftigen und ich nehme viele wichtige Anregungen mit in meine politische Arbeit nach Berlin. Sowohl für finanziell überlastete Kommunen, als auch für die betroffenen Asylsuchenden vor Ort, muss Abhilfe geschaffen werden. Um diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu Schultern, ist Unterstützung vom Bund gefragt, für die ich mich einsetzen werde.